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Sonntag, 15. Januar 2017

Winter: Frühlingsblume

Im Winter blühen keine Frühlingsblumen. Die Schneeglöcklichen schlafen noch so tief, dass nicht mal ich sie wecken könnte. Genauso geht man unter der Woche nicht länger aus, wie die letzte Bahn fährt. Daran halte ich mich gewissenhaft. Normalerweise.

Doch die Ratlosigkeit meiner Aufgabe gegenüber, ließ eine Fährte der Spontanität in mir erblühen, die mich an einem Donnerstagabend an einem Ort führte, den ich schon seit Ewigkeiten nicht besucht hatte.

Der Ort, an dem Zeit und Raum keine Rolle spielen. Der Ort in mir, wo man mit jeder Idee verschmilzt, die gerade umherschwirrt. Ein Zustand, in dem Morgen, der Heimweg, das Budget egal sind. Sorglosigkeit. Ein paar Stunden Freiheit, ohne nachzudenken oder zu planen. Mir ist oft nicht bewusst, wie sehr ich im jetzt über später nachdenke. Das geht beim pünktlich zu Bett gehen los und hört bei tausend anderen Dingen auf. Erwachsenwerden. Erwachsensein. Doch nicht an diesem Donnerstag.

Mein Frühlingsblumen-Donnerstag sollte einem konkretem Plan folgen. Pünktlich Feierabend. Ein Glas Wein mit Valentina und Kati. Pünktlich in eine Ausstellung, in der ich auf irgendwelchen Gemälden von Caspar David Friedrich und Van Gogh Blumen suchen wollte.

Doch irgendwas hielt mich auf. Beziehungsweise nicht. Nach diversen Gläsern Wein mit einer immer größer werdenden Gruppe verstrich meine Abfahrtzeit. Viel zu spät und mit glühenden Wangen torkelten wir aus dem Büro zur S Bahn. Den Museumsplan war geknickt, ich wollte aber nicht mit leeren Händen nach Hause kommen.
Und dann regte sich dieser Ort in mir, der nicht an Morgen denkt und sagte einfach JA, als meine polnischen Fährtenführer Iga und Kati noch irgendwo hin zu irgendso einer Show wollten. Lass mal noch irgendwas machen, lass mal nicht nach Hause fahren. An diesem Punkt der Geschichte befinde ich mich, aufgrund der ausreichenden Alkoholvorräte, nach der Arbeit öfter mal. Ich geh dann nach Hause. Weil ich genug habe und der nächste Tag schon ruft, obwohl der aktuelle noch lebt.

An diesem Abend landete ich nicht zu Hause, sondern irgendwo am Mehringdamm an einem Ort, von dem ich nicht mehr weiß, wie er hieß. Dort angekommen war klar, dass ich hier keine Frühlingsblumen finden werde. Dafür aber jede Menge Dinge zwischen Verwunderung, Verstörung, Entzücken und Aufregung. Da waren Burlesque Tänzerinnen, eine Prinzessin Mononoke, die sich zu unserer Verstörung auf einmal auf der Bühne nackig machte und einen verrückten Wrestling Kampf, zwischen zwei Typen. Die Stunden vergingen, zwischen wir-sagen.uns-die Zukunft-voraus, machen Fotos mit der Reiseschnecke auf der Bühne und nehmen fast an einem einem nacktem Po Wettbewerb teil.
Bis irgendwann keiner mehr da war und es langsam klar wurde, dass da draußen eine Realität wartet, die etwas von uns will: Jacke finden, Schlüssel suchen, nach Hause gehen.

Also auf zu den letzten U Bahnen. Unterwegs lernten wir gefühlt noch alle anderen Menschen kennen, die um diese Uhrzeit mitten in der Nacht, mitten in der Woche unterwegs waren. Durch einen verrückten Knick im Universum kennen sich dann immer alle. Als würde die Nacht alle verbinden, die einen Schwips haben.
Und die Welt wird kleiner. Die verrückten Russen, die uns beim Rausgehen erfolglos angebaggert haben, traf ich in der U Bahn wieder. Wieder erfolglos.

Irgendwann schlug dann doch meine Orientierungslosgkeit zu und ich hatte keine Ahnung, auf welcher Seite von der Ringbahn ich war und wo ich hinmusste. Die Bekanntschaft mit einem Obdachlosen namens Kai brachte mich dann aber doch noch zum Ostkreuz, was von der Richtung stimmte, wo ich aber nicht hin musste. Der Nachtbus wäre erst eine Station weiter gefahren. meine Odyssee zog sich dann noch ein wenig wie kalter Zigarettenrauch. Fußmarsch durch den Schneematsch, warten und Nachtbusse suchen. Irgendwann, sehr spät und sehr glücklich, war ich dann zu Hause.

An diesem Abend bin ich mitgezogen, weil ich die umwerfenste Frühlingblume finden wollte. Und ich wusste, ich muss dafür an einen Ort, der nicht meine Wohnung ist. Habe ich aber trotzdem nicht. Aber auf der Suche danach, habe ich aber einen Haufen Brüste gesehen, großartige wein-benebelte Gespräche geführt und die Unverwundbarkeit der Nacht gespürt, die sich anfühlt, als würde alles auf der Welt möglich sein, und die ich zum ersten Mal während meines Studiums, nach dem Umzug nach Berlin gespürt habe..
Damals, als das große Leben und die Unabhängigkeit begonnen haben und solche Nächte keinen Preis hatten. Diese hat mich den ganzen freien Freitag gekostet, aber das war es wert.
Manchmal ist es dann insgesamt doch besser einen Kater zu haben, als pünktlich im Bett zu sein.

Ich geh dann jetzt mal einen Strauß Tulpen kaufen.

Montag, 2. Januar 2017

Winter Siebenschläfer

Ich hab bis um sieben Uhr geschlafen..  sollte hier ursprünglich stehen. Aber wer hätte es gedacht, nach all den Monaten voller Schlaflosigkeit, des um vier Uhr Aufwachens und nicht mehr schlafen können (ja, dass geht auch ohne Haustier und / oder Baby) ist mir diese Lösung verwehrt. Ich schlafe wieder. Ich schlafe wieder wie ein Murmeltier. Ungefähr so wie sich atmen nach dem Tauchen Unterwasser anfühlt. Gieriges, tiefes, glückliches einatmen und spüren, dass sich der Zustand verändert. So läuft das jetzt wieder mit dem Schlafen. Es ist absolut faszinierend, wie anders und fordernder sich die Welt anfühlt, ohne diese Schichten der Müdigkeit.

Dann wird halt Google bemüht. Neben einer Cocktailbar in Braunschweig fand ich noch einen Spieleverlag/Papeterie, der in Berlin sitzt und auch Fachhändler in der Hauptstadt beliefert. Einer von denen ist in Kreuzberg beheimatet und klang nach einem perfekten Expeditionsziel nach dem letzten Arbeitstag in diesem Jahr.
Ein letzter großer Spaziergang - these boots are made for walking. Und da ich am Freitag wirklich ausgeschlafen war, konnte ich alles um mich herum aufsaugen. Ich ging am SO 36 vorbei und schwelgte in feinsten Kiezbingo Erinnerungen, sah den Falafel Verkäufer, den Lieblingsbine und ich in der Mittagspause so gerne mal aufsuchen und ging einfach ganz in Ruhe. Ich bin gerne mal alleine unterwegs, weil die Gedanken, dann einfach mehr Platz oder Mut haben herauszukommen und durch die Abendluft zu fliegen. Ich hab mir vorgestellt, wo die anderen Leute hin wollen und was sie zum Abendessen kaufen. Hab mit jedem Schritt mein Jahr Revue passieren lassen und mir ausgeträumt wie wohl die 32-.jährige Diana sein wird. Dann kam ich in die Manteuffelstraße und war nicht mehr weit von meinem Expeditionziel Studio Oppermann entfernt, wo ich irgendwas von dem Siebenschläferspielzeug kaufen wollte, für mich, für meine Nichte oder fürs Büro.

Vor dem Laden stand ein neugieriger Mann. Er war alt und trug einen Hut und beugte sich sehr behutsam zum Schaufenster hin. Innerhalb von Sekunden war klar, dass ich hier nicht finden würde was ich suchte. Nicht weil er auch hier war, sondern weil er nicht hinein ging. Der Mann sah nicht aus, wie jemand der lieber von außen schaut, sondern eher wie jemand, der nicht das vorgefunden hat, was er sich erhofft hat. Ich wollte ihn damit nicht allein lassen, also hab ich mich mit einem Abstand, der ausreichend war um ein Gespräch zu verhindern, neben ihn gestellt und auch neugierig ins Schaufenster geschaut. So standen wir, zwei Suchenden vor einem Kleinkramladen und erst Mitte Februar, wenn die Umbauten in dem Geschäft abgeschlossen sein werden, wird sich das Geheimnis lüften, ob es dort meine Siebenschläfer Trophäe geben wird.

Macht aber nichts, ich kann warten. Ich bin dann die Straße weiter hinunter gegangen. Immer meiner Nase nach in Richtung eines roten Zeltes am Ende der Straße. Als ich dann Freitagabend, als um 17 Uhr schon alles dunkel war, am Wochenmarkt angekommen war, hatte ich dann tatsächlich das Gefühl auf einer Expedition zu sein und einen fremden, geheimnisvollen Ort gefunden zu haben. Dieses ganze fantastische Gemüse! Ich habs ein wenig mit Gemüsemärkten, da kriege ich immer ein warmes Gefühl im Bauch. Und nein: ich habe keine romantische Beziehung zu einem Bund Suppengrün. Nach diesem nahezu romantischen Marktspaziergang kam ich dann noch an einem Bibimbab Laden vorbei und mir war klar: Auch wenn ich jetzt nach Hause fahre, ich bin hier noch nicht fertig. Ich komm zurück und gehe den Weg nochmal und dann bring ich Hunger für koreanisches Essen und einen großen Beutel und Bargeld für den Gemüsekauf mit und schnappe mir meinen Siebenschläfer.

Donnerstag, 29. Dezember 2016

Winter: Almhütte

Irgendwie steckt die Bambiexpedition fest. Im Winter, im Wetter, meine dicke Hand im Glas.

Meine Bambi Expedition nimmt nun also eine kleine Abzweigung mit der *tatatatattatat* Winter Edition. Ein Glas voller Winterwörter, die mich hoffentlich durch den Winter bringen, mein Herz wärmen und die dunklen Tage leuchten lassen.

Ich hoffe diese Expedition ist erfolgreicher. Es wäre schön am Ende des Winters einen ganzen Stapel glücklicher und gelungener Missionen gemeistert zu haben und nicht ein trauriges, mit Zettel gefülltes unerfülltes Projekt im Wohnzimmerschrank einstauben sehen zu müssen.

Pünktlich zur Bescherung am 24.12. steht mein prall gefülltes Glas vor mir.

Meine erste Mission "Almhütte" stellt mich vor eine große Aufgabe. Wegfahren? Geht nicht - ich habe keinen Urlaub. Almrestaurant - keine Lust.
In der Mittagspause Spätzle, Käse und Röstzwiebeln essen? Gute Idee, falls mir gar nichts mehr einfällt (aka Jeder Plan hat einen Notfallplan):-) Mir ist dann aber doch noch eine Idee gekommen:

Traditionell gibt es immer eine Mittagspause auf dem Weihnachtsmarkt. Mit mindestens einem Glühwein und einem entsprechend dann sehr lustigen Restarbeitstag. Perfekt. Und da es in Berlin Vieles gibt, gibt es auch noch eine Art Weihnachtsmarkt nach Weihnachten am Potsdamer Platz mit kleinen Almhütten, Glühweinständen und Bratwürsten. Ich hab mir also meine Lieblingsbine geschnappt und sie war innerhalb von Sekunden begeistert vom Mittagspausen-Almhütten-Expeditionsplan.
Wir haben uns dann das Wetter (nieselig), die verrückten Menschen (viele) und die aktuelle Stimmung (irgendwo zwischen netflixsüchtig, Suppenkoma und Falschgeld) schön getrunken.
Nicht schön, eher machbar, durchhaltbar.
Diesen letzten Tagen dieses verdammt verdammt verdammtem Jahr, haben wir einfach Mittags um 12 Uhr mit warmen Glühwein im Bauch tief in die müden Augen geblickt.

Es gab so viele belanglose Jahre, die man am Jahresende nicht greifen kann, weil es keine Höhen, keine Tiefen und keine Einschnitte oder Errungenschaften gab.

2016 du hast mich berührt. Du bist anders.

Ich habe meine Freundinnen heiraten sehen,
bin vom 5 Meter Turm in einen See gesprungen,
dachte ich sterbe in einem Pool,
jemanden gefunden, der meinen Lieblingsfilm auf 35 mm im Kino mit schaut,
habe meine Vorliebe für Büffelmozzarella entdeckt,
mehr gearbeitet als gut für mich ist und in einen Abgrund geblickt,
ich war mutig und verzweifelt,
habe neue Menschen kennengelernt und andere verloren,
viel gelesen aber immer noch nicht genug,
gelernt, wie unangenehm es ist, wenn die Wohnung Stück für Stück auseinanderfällt,
habe gedacht, es hört niemals auf,
bin alleine nach London gefahren, und hab mich dort so ich selbst und so geborgen, wie schon lange nicht mehr gefühlt,
hab alles gegeben, um die Liebe festzuhalten,
bin immer noch voller Angst, dass der Paps operiert wird.

Ich habe dieses Jahr verflucht, wie sehr es mich gefordert und erschöpft hat, aber letztendlich kann ich jetzt klar und deutlich sehen: Alles wird irgendwann gut oder geht zumindest vorüber und wieviel Liebe, Freundschaft, Familie und großartige Leute um mich herum sind. Ja, 2016 war kacke, aber wenn wenigstens waren wir gemeinsam hier!