Montag, 2. Januar 2017

10 Schlammcatchen

Jetzt wird es verwirrend. Dieses Wort stammt noch aus der BambiEpedition und wurde gezogen, aber nicht fertig erledigt. Der Zettel liegt einfach noch in meinem Schrank.

Das ursprüngliche Schlammcatchen Event fand schon vor einiger Zeit statt. In Biesdorf findet immer im Mai das Blütenfest statt. Dieses Original Biesdorf Feeling wollten Lieblingsbine und Kati-Nuss einmal hautnah erleben. Ich habe also eine große Portion Schlammbowle gemacht bevor Bine mich abgeholt hat. Die haben wir dann stilvoll getrunken und hatten einen wunderbarer Nachmittag / Abend auf dem Fest. Inklusive Nachbarn treffen, alleine auf der Tanzfläche tanzen und überteuerten unfreundlichen Sekt kaufen und ganz viel winken am Bahnhof, als die Girls sich dann zurück Richtung "Stadt" gemacht haben.

Diese Geschichte hat es damals nicht geschafft erzählt zu werden.Vielleicht damit in meinem Herzen noch Platz für eine Weitere ist.

Es ist der 31.12.2017 und obwohl ich ein absoluter Silvesterpartyfan bin, wollte ich es dieses Jahr anders. Normalerweise plane oder überrede ich ab Ende Oktober alle zu einer großen Party.
Dieses Jahr wollte ich nur ganz gemütlich, romantisch,faul Essen gehen und wieder nach Hause und ein wenig Feuerwerk schauen. Also haben der Knutschi und ich im mehr oder weniger romantischen aber dafür kulinarisch solidem und leckerem Mirchi in Mitte reserviert. Wir haben uns ein wenig herausgeputzt und ich habe sogar ein wirklich schönes kobaltblaues Kleid zum ersten Mal an diesem Abend aus dem Schrank geholt.

Mit dem Knutschi ist es super, wir haben uns perfekt darauf eingespielt in Restaurants nicht zu viel zu bestellen, weil in der Regel läuft es bei mir so: Je größer der Hunger, desto weniger passt rein. Oder auch nicht. Der Kellner schien auf jeden Fall ziemlich enttäuscht, dass wir zwar drei Getränke für zwei Personen, aber nur eine Vorspeise für zwei Personen bestellten. Statt Hauptgericht nur noch eine Suppe, die wir auch nicht geschafft habe.
Trotzdem gingen wir kugelrund vom Essen und der Knutschi auch ein wenig kugelig von den ganzen Cocktails noch eine große Runde.Oranienburger, Friedrichstraße und dann am Wasser Richtung Monbijoupark. Dort ist wirklich schön. Es war fast magisch. Die Luft war klar und voller Feuerwerksgeruch. Weiter vorne hatte es sich ein Pärchen auf einer Bank gemütlich gemacht und ließ laut indische, romantische Musik laufen.

Neben uns die Spree, vor uns das Bodemuseum und dieses unglaubliche Licht, dass vom Himmel ausging, obwohl es schon Nacht war. Mit heißen Wangen und glühenden Herzen umhüllte uns beide das Gefühl definitiv am richtigen Ort zu sein. Und dann noch zusammen, dieser kleine Augenblick hat sich so wahr angefühlt. Es war wie eine Ausstellung zu besuchen und vor einem Bild zu stehen, dass man schon immer mal sehen wollte. Und dann sieht man es. Und ist nicht enttäuscht, sondern berührt. Tief im Herzen.
Genauso war es in diesem Moment. Und dann gab es einen Kuss. Nicht nur irgendeinen. So ein richtiger Hollywoodkuss. Also alle einmal im Takt nach hinten beugen. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte mein vernünftiges Hirn: "Der Knutschi ist viel zu betrunken um hier nicht umzufallen." Dann schimpfte das Herz die Rationalität weg und dann gab es einen großen Plumps. In eine Pfütze voller Matsch. Der Knutschi fiel auf mich drauf und rollte mich beim abrollen dann noch einmal durch die braune Pampe. Der Matsch begnügte sich nicht nur mit meiner Jacke, auch Kleid, Strumpfhose, Schuhe und alles schön hinten...eigentlich wollte ich sauer sein und rumschimpfen und richtig viel meckern. Aber dann dachte ich an mein Glas mit Wörtern, dass der Knutschi mir damals im April überreicht hat. Und das er auf eines Schlammcatchen geschrieben hat. Und das er damals keine Ahnung hatte, dass es ihn auch betreffen könnte. Hat es aber. Ohne ihn würde es hier keine Wörter geben und ohne diese Wörter hätte ich gestern nicht eine Runde Schlammsachen gewaschen, mein Ellenbogen wäre noch heil. Ohne mein Glas voller Wörter hätte ich mich nach dem Schlammplumps nicht so schnell wieder gefangen. Ich war gezwungen etwas Gutes zu finden, weil all diese Wörter, die ein Spur legen noch um mich herumschwirren. Ich konnte den Moment auf verrückte Weise auskosten und wenn ich mich irgendwann in Jahren daran erinnere, werde ich daran denken, wie ich schimpft, dann kicherte und ich mich freute, als mir die Verbindung klar wurde. Und wie schön ein wunderbares Gemälde sein kann, wenn es voller Leben ist, selbst wenn es aus Schlamm gemalt wurde.