Sonntag, 25. September 2016

11 Bücherregal

Endlich mal ein Wort, das einfach nur vor mir steht und ich weiß sofort wo ich hin muss: Mein Bücherregal. Heute kommt kein Post, in dem ich etwas erforscht und unternommen habe. Heute geht es um Erinnerungen.

Das Beste, dass in meinem Leben bisher passiert ist, ist das ich lesen gelernt habe. Ja, das Red Hot Chili Peppers Konzert war auch eine Wucht und verliebt sein ist großartig, den Abschluss machen oder in der Karibik am Geburtstag einen Regenbogen zu sehen. Aber wenn ich es ganz genau nehmen, ist Lesen gelernt zu haben ziemlich nachhaltig gesehen das Beste.
Als Kind verbrachte ich klassischerweise viel Zeit in der Kinderbibliothek von good old Leinefelde. Ich weiß sogar noch meine  Bibliotheksnummer (375), die auf dem kleinen Pappkärtchen stand und wie es dort roch. Regelmäßig trug ich Bücherstapel zum Ausleihpult und die Bibliothekarin war genauso regelmäßig der Meinung, dass "es zu viele für 4 Wochen sind". Waren es nicht. Lesen war genau mein Ding. Klingt jetzt irgendwie nach einem Film aus den 2000er und einem Nerdmädchen, dass den süßesten Typen der Schule mit seiner dicken Brille... Ähm nein, so cool war ich dann doch nicht und meine Brille wäre auch viel viel viel zu groß gewesen.

("Niemand ist wirklich einsam, wenn er sich in Gesellschaft von Büchern befindet." C. Marzi)

Irgendwann war ich der Kinderbibliothek entwachsen und ich durfte endlich in die Erwachsenenabteilung. Nein, dass ist nicht wie in der Videothek, das war einfach nur die reguläre, mit Büchern ohne Bildern :-)
Bei den meisten meiner Bücher, weiß ich noch genau wann ich sie gelesen habe und wie ich und alles um mich herum war.. wenn ich vor meinem Bücherregal stehe ist es wie eine Zeitreise und so viele Erinnerungen, die aufploppen, die herumwirbeln, die ich sonst schon ganz vergessen habe.
Naokos Lächeln. Spandau Bahnhof gekauft -kalt -traurig sein - an einem Tag durchgelesen - kein Happy End gefunden, dass ich so sehr gebraucht hätte.
Halbschlaf im Froschpyjama - das erste Buch vom eigenen Geld mit 15 - Lieblingsbuch - Ungarn Campingplatz das erste Mal gelesen - dann jedes 3. Jahr, weil auf wundersame Weise die Handlung immer wieder gelöscht wird.
Märchenbücher. Als Kind heimlich nachts unter der Decke.
Walter Moers und die Zamonienbücher - Mittagspause DKB im Foodcourt der Lafayette Galeries.
Spieltrieb von Juli Zeh - Urlaub in Gran Canaria. Der nicht so war, wie ich gedacht hätte und ein Buch, durch das ich mich durchkämpfen musste.
Alles von Nick Hornby - in meinem Kopf habe ich dann eine andere Lesestimme, als bei allen anderes Schrifstellern.
Daemon - fast in einem Rutsch in Menorca am Pool durchgelesen und dabei Sangria getrunken.
Der Talisman von King - drei Mal angefangen, fertig gelesen und dann konnte ich erstmal nichts neuen anfangen - gefangen im Buch.
Das dritte Testament - wirklich schräges, nicht so gutes Buch. Monbijoupark, Ruhe finden.
Scherenschnitte. Geschenk vom Lieblings ausbilder der Sparkasse. Dreimal gelesen mit Zitat von Satre, dass ich immer noch versuche zu entschlüsseln.
Hyperion/Endymion: Lieblingsbuch. Reisen. 1 Kilo Buch durch Barcelona, Stockholm, Budapest getragen (so siehts auch ein bisschen aus).
Die Pfauenprinzessin - in Berlin angekommen. So viele Bücher in Buchläden. Große Stadt. Soviel Döner.
Kennen wir uns nicht? Sophia Kinsella - Von Mutti und überraschend gut!
Die Frau des Zeitreisenden. Badewanne, weinen. Weihnachtsparty.
Lucian: Eingekuschelt, Kalt, in zwei Tagen durchgelesen.
Die Letzten Tagevon Rabbit Hayes: Sommer, See, kleine Sektflaschen, Muskelkater, den Mond anschauen. Verliebt.

Das könnte jetzt ewig so weitergehen und keine Worte, die ich schreibe, würden zeigen, wie es mir geht wenn ich vor meinem Bücherregal stehe. Das war mir bis eben gar nicht so bewusst, aber genau so ist es. Ich stehe vor meinen Büchern und mein Leben steckt da drin, obwohl nichts von mir geschrieben ist. Wenn ich sie anschaue, wie sie da stehen, ganz vertraut nach Farben aufgereiht, dann geht es mir gut. Ich sehe wie die Zeit vergangen ist. Und ich kann vertrauen, dass sie wirklich vergeht. Die Zeit, die Zeit. So viele Bücher, die ich gelesen habe als ich glücklich und stark war. Viele, die mir Trost geben sollten und manche, die eine Enttäuschung waren. Soviel Zeit ist vergangen und so viel Zeit wird vergehen. Ich werde jetzt ein Buch lesen und in ein paar Jahren, wenn ich es sehe, werde ich mich erinnern, dass alles dann doch noch gut geworden ist.